3. Spracherwerb
Selbstverständlich ist der Erwerb der deutschen Sprache eine Voraussetzung für die umfassende Einsetzbarkeit am Arbeitsplatz und die gesamte Integration. Deutsche Sprachkenntnisse sind unerlässlich für die Bewältigung des Arbeitsalltages in der Pflege und die persönliche Stabilisierung im neuen sozialen Umfeld. Nach unserer Erfahrung aus vielen Integrationsprojekten ist die Beherrschung der deutschen Sprache auf einem B1- oder B2-Niveau ein wesentlicher Erfolgsfaktor für eine nachhaltinge Integration. Kandidaten mit A2-Sprachniveau stehen vor deutlich höheren Herausforderungen, was für den Arbeitgeber einen komplexeren Integrationsprozess bedeutet.Die Vorbereitung beginnt schon im Herkunftsland und bedarf einer strukturierten Herangehensweise. Die Qualität des Anbieters, der zeitliche Aufwand, das Curriculum (Pflegeinhalte) und die Didaktik/Methodik des Unterrichts sind Faktoren für den Lernerfolg. Auf diese Faktoren ist zu achten, um ein passgenaues und verlässliches Eingangsniveau sicherzustellen.
Bei der berufsbegleitenden Fortführung des Sprachunterrichtes in Deutschland sollte der Arbeitgeber wesentliche Einflussmöglichkeiten auf das Curriculum haben. Die Sprachcoaches stehen idealerweise in engem Kontakt mit den innerbetrieblich Beteiligten, um eine gute Einarbeitung zu ermöglichen. Dabei ist darauf zu achten, den Mitarbeitern einen effektiven Sprachfortschritt ohne Überforderung hinsichtlich der Doppelbelastung (Lernen und Arbeiten) zu ermöglichen.
Wer die deutsche Sprache beherrscht, findet sich natürlich leichter und schneller zurecht. Für die neuen Mitarbeiter ist es daher sehr wichtig, sowohl allgemeine als auch berufsbezogene Sprachkenntnisse zu erwerben. Das Unternehmen und die gesamte Belegschaft profitieren von einer reibungslosen Kommunikation mit den neuen Mitarbeitern.
Im Folgenden beantworten wir einige wichtige Fragen hinsichtlich des Spracherwerbs.
Quellen:
- "Deutsch-Test für Zuwanderer" [dtz®]; Goethe-Institut und telc Language Tests; Cornelsen Verlag, Berlin 2009
(Auftraggeber: Bundesministerium des Inneren) - "Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen - ein Europäischer Referenzrahmen"
Das Dokument ist im Anhang zur Empfehlung des Europäischen Parlaments und des Rates vom 18. Dezember 2006 zu Schlüsselkompetenzen für lebensbegleitendes Lernen zu finden, die am 30. Dezember 2006 im Amtsblatt der Europäischen Union Nr. L 394 veröffentlicht wurde. - Arbeitgeberseitige Evaluierungen und Nachkalkulationen diverser Pilotprojekte mit und ohne externe Begleitung
a. Welche Qualität hat das Sprachniveau (A2) bei Arbeitsantritt als Pflegehilfskraft im
Hinblick auf die Verständigung im beruflichen Alltag?
"Lernende der Stufe A2 zeichnen sich nach dem Referenzrahmen dadurch aus, dass sie einfache, routinemäßige
Situationen sprachlich bewältigen können, in denen sehr frequenter Wortschatz ausreicht und in denen es um
Informationsaustausch zu vertrauten, konkreten Dingen des alltäglichen Umfelds geht." (dtz®)
Wir empfehlen den Spracherwerb bis auf das Niveau A2 innerhalb von acht Wochen im Herkunftsland, sofern keine
Vorkenntnisse der deutschen Sprache vorhanden sind. Die Einarbeitung (Start als Pflegehilfskraft) kann damit schon
bewältigt werden:
- Die Pflegehilfskraft verfügt über Grundkenntnisse der deutschen Sprache. Einfache - auch berufsspezifische - Anweisungen werden verstanden, sofern das pflegerelevante Vokabular Teil des Curriculums war. Auf eine diesbezügliche Anpassung der Lerninhalte ist in Zusammenarbeit mit der Sprachschule im Herkunftsland zu achten.
- Die Pflegehilfskraft kann Sätze und häufig gebrauchte Ausdrücke verstehen, die mit Bereichen von ganz unmittelbarer Bedeutung zusammenhängen (z.B. Informationen zur Person und zur Familie, Einkaufen, Arbeit, nähere Umgebung).
- Sie kann sich in einfachen, routinemäßigen Situationen verständigen, in denen es um einen einfachen und direkten Austausch von Informationen über vertraute und geläufige Dinge geht.
- Je nach Qualifikation und spezifischem Anforderungsprofil der Stelle muss mit weiteren drei bis vier Monaten gerechnet werden, bis die Pflegehilfskraft umfassend und selbstständig (z.B. im Kontakt mit Pflegebedürftigen) eingesetzt kann.
b. Wie lange dauert es, bis die Kandidaten das Sprachniveau A2 (Start als Pflegehilfskraft) bzw. B1/B2 (Anerkennung und Einsatz als examinierte Pflegekraft) erreichen?
- Für das Sprachniveau A2 wird ein optimales Ergebnis bei 170 bis 210 Unterrichtseinheiten verteilt über acht Wochen erreicht (Vollzeitlernen).
- Zum Erwerb des Sprachniveaus B1 werden ca. 320 Unterrichtseinheiten innerhalb von zwölf Wochen veranschlagt (Vollzeitlernen).
- Wir empfehlen den Spracherwerb auf A2-Niveau im Herkunftsland (Vollzeitlernen). Danach sollte der Einsatz als Pflegehilfskraft in Deutschland beginnen. Parallel erfolgt der Spracherwerb auf B2-Niveau (Teilzeitlernen). Bei diesem Vorgehen dauert es etwa sechs Monate, bis das B2-Niveau erreicht wird.
c. Werden während des Spracherwerbs auch Pflegeinhalte vermittelt? Welche Einflussmöglichkeiten
hat der Arbeitgeber auf das Curriculum der Sprachschule?
- Das "Curriculum Deutsch für den Pflegebereich" wird verwendet, dadurch ist ein auf die Pflege zugeschnittener Spracherwerb gewährleistet
- Die extra dafür geschaffene Abschlussprüfung B+ Pflege wird angewandt.
- Im Vorfeld wird das Curriculum gemeinsam mit der Sprachschule und dem Arbeitgeber auf dessen Belange abgestimmt (pflegespezifische Inhalte werden eingebaut)
- Die Sprachdozenten können mit einer gewissen Flexibilität auf durch die Teamleiter in der Einarbeitungsphase erkannten Notwendigkeiten des Spracherwerbs reagieren und Inhalte vorziehen oder zusätzliche Inhalte behandeln
- Bei der Durchführung der Kurse In-House ist eine besonders enge Abstimmung und Kommunikation zwischen allen Beteiligten von Vorteil
- QAB/Lehrplan - Zeitplan - Personalentwicklungsplan
d. Wie sollten das parallele Lernen und Arbeiten organisiert sein, um sowohl einen
effektiven Sprachfortschritt als auch eine gelungene Einarbeitung ohne Überforderung zu gewährleisten?
- Idealerweise findet der Unterricht vormittags statt, da die Lernenden aufnahmebereiter für Schulungsinhalte sind. Nachmittags ist es leichter, körperlich tätig zu werden.
- Die Anlehnung an das duale Ausbildungssystem sollte im Betrieb darauf geachtet werden, dass das Erlernte zeitnah bei der Arbeit ein- und umgesetzt werden kann.
- Um generell einer Überforderung und Frustration vorzubeugen hat es sich als notwendig erwiesen, eine Ansprechperson in Form eines zweisprachigen "Kümmerers" zu installieren. Der Kümmerer unterstützt bei organisatorischen Herausforderungen des Alltags (z.B. Wohnraumsuche, Behördengänge, Großeinkäufe und Transport). So haben die Lernenden die Möglichkeit, sich auf die Arbeit und den Spracherwerb konzentrieren zu können.
- Kurze Fahrtwege zwischen Wohnung, Schule und Arbeitsplatz reduzieren die täglichen Belastung.